Tafel vor Ort
11. Januar 1985 - Der Pershing-Unfall auf der Waldheide
Am 11. Januar 1985 starben bei einem Brandunfall an einer Pershing II-Rakete drei US-amerikanische Soldaten. Sechzehn weitere wurden verletzt. Die Ursache des Unglücks war der Brand einer Motorstufe, der durch die Entladung statischer Elektrizität im Treibstoff ausgelöst wurde. Starke Minusgrade beeinflussten die Vorgänge. Nukleargefechtsköpfe befanden sich jedoch nicht im unmittelbaren Unfallbereich.
Der Pershing-Unfall versetzte die Bevölkerung in große Angst vor nuklearen Katastrophen. Die Friedensbewegung wuchs, und auf kommunaler Ebene verlor die Pershing-Stationierung auf der Waldheide nun auch in konservativen Kreisen ihren Rückhalt. Die Proteste der Heilbronner Bevölkerung und des Umlandes nahmen weiter zu.
Nach dem Pershing-Unglück verstärkten die US-amerikanischen Streitkräfte die Sicherheitsmaßnahmen auf der Waldheide erneut und bauten Sichtschutzwände und ein festes Gebäude für die deutsche Polizei. Auch eine Modifizierung der Raketen wurde vorgenommen, um weitere Unfälle durch elektrostatische Entladungen künftig zu vermeiden.
Die Opfer des Raketen-Brandes
Drei US-Soldaten kamen durch den Unfall ums Leben: SSG John Leach aus Missouri, SGT Todd A. Zephier aus South Dakota und PFC Darryl L. Shirley aus Texas. Neun weitere Soldaten wurden verletzt und in Krankenhäusern der Umgebung behandelt. Ambulante Versorgung benötigten sieben weitere Opfer mit leichten Verletzungen. Am 14. Januar 1985 fand in der Neckarsulmer Artillerie-Kaserne ein Gedenkgottesdienst für die Opfer statt.
Ablauf des Unfalls
Der beim Unfall beteiligte Motor wurde im Sommer 1984 bei der Firma Hercules Inc., Utah gefertigt und traf am 19. Dezember 1984 auf der Waldheide ein. Hier sollte die Motorstufe (P/S 12037) mit den anderen Raketenteilen auf einer Startlafette und mit Hilfe eines Kranes an einer Zugmaschine zu einem Flugkörper montiert werden. Die Soldaten hatten an diesem Tag im Rahmen ihrer üblichen Ausbildung bereits weitere Raketen montiert.
Gegen 13:53 Uhr begann der Zusammenbau. Der Brand entstand beim Herausheben der Motorstufe aus ihrem Transportbehälter. Durch den Feuerstrahl wurden Teile des Motors bis zu 125 Meter weit weggeschleudert.
Da die Atomraketenbasis keine eigene Feuerwehr besaß, ging gegen 14:02 Uhr ein Notruf bei der Heilbronner Feuerwehr ein. Um 14:09 Uhr war das erste Feuerwehrfahrzeug vor Ort. Kurz danach trafen Polizei sowie Rettungskräfte des Deutschen Roten Kreuzes und des Arbeiter-Samariter-Bundes ein, die sich sofort um die Verletzten kümmerten. Die Tore der Militäranlage standen bei der Ankunft der Helfer offen, US-amerikanischen Soldaten waren nicht zu sehen. Erst nach einiger Zeit kamen die Soldaten zurück und überwachten die Rettungskräfte bei ihrer Arbeit. Die Feuerwehr führte bis ca. 22:00 Uhr Löscharbeiten durch und konnte das Entzünden einer nebenstehenden zweiten Raketenstufe verhindern.