Tafel vor Ort
„Heißer Herbst und kalter Arsch“* – Aktionen auf der Waldheide
Sitzblockaden, Mahnwachen und Demonstrationen gegen die Atomraketen auf der Waldheide fanden in den 1980er Jahren nicht nur in der Heilbronner Innenstadt, sondern vor allem auch direkt vor den Toren und Zäunen der militärischen Anlage statt. Sie wurden sehr regelmäßig von den Heilbronner Friedensgruppen veranstaltet und auch von Prominenten unterstützt. So war zum Beispiel am 22. November 1986 der Altkanzler und Friedensnobelpreisträger Willy Brandt auf der Waldheide und ließ sich von SPD-Parteigenossen die Atomraketenbasis zeigen. Anlässlich der „Ersten Heilbronner Begegnung. Den Widerstand lernen“ 1983 versuchten Günter Grass und andere Schriftsteller vergeblich, einen Brief durch den Zaun an den Standortkommandanten der Waldheide zu übergeben. Außerdem gab es Konzerte und Gottesdienste direkt vor Ort.
Bei allen Aktionen waren den Heilbronner Organisatoren gewaltfreie Veranstaltungen wichtig. In den meisten Fällen verliefen die Räumungen der Blockaden durch die Polizei friedlich. Größere Blockaden, wie die vom 29. Oktober bis zum 1. November 1983, bei denen die Zufahrten zur Anlage blockiert waren, wurden rechtzeitig angemeldet, sodass von den US-amerikanischen Streitkräften entsprechende Vorkehrungen getroffen werden konnten. Ein Kontakt zu den Soldaten und ein Gedankenaustausch der Demonstranten mit ihnen kam in den allermeisten Fällen jedoch nicht zustande.
*Demonstrantin gegenüber der Heilbronner Stimme (31.10.1983, Nr. 252, S. 18)