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Tafel vor Ort

Gab es einen „Heilbronner Weg“ im Umgang mit der Atomraketenbasis?

In Heilbronn gab es Besonderheiten und spezielle Entwicklungen, die sich etwa von den stärker in der Öffentlichkeit wahrgenommen Geschehnissen in Mutlangen unterschieden: In Heilbronn waren die Atomraketen auf der Waldheide nicht weit abseits stationiert, sondern in der Nähe einer Großstadt. Obwohl es in der Presse oft „Waldheide bei Heilbronn“ hieß, wusste die Bevölkerung, dass es vielmehr „Waldheide in Heilbronn“ heißen musste. Zudem machte der Pershing-Unfall von 1985 den Menschen klar, dass nicht nur von der Sowjetunion und dem Warschauer Pakt eine Gefahr ausgehen könnte, sondern dass auch die Möglichkeit verheerender Unfälle mit Raketen und Sprengköpfen vor Ort bestand.
Eine besondere Heilbronner Entwicklung war außerdem die Haltung der Oberbürgermeister zur Atomraketenbasis und das auferlegte Verhandlungsverbot im städtischen Gemeinderat. Aufgrund dieser starken Auseinandersetzungen zwischen Befürwortern und Gegnern unter den Gemeinderäten waren die Positionen verhärtet. Die Heilbronner Justiz scheint im Vergleich zu den anderen Stationierungsorten einen Sonderweg beschritten zu haben, der dagegen zur Deeskalation beitrug. Einem späteren Urteil vorgreifend, ließ sie Verfahren liegen.

Außerdem kann vermutet werden, dass die Erfahrung der Heilbronnerinnen und Heilbronner mit der starken Zerstörung der Stadt am 4. Dezember 1944 den Umgang mit den Fragen zu Krieg und Frieden besonders beeinflusst hat.