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Zeitzeugenbericht von Hans-Peter Barz

Renaturierung unter der Federführung des städtischen Grünflächenamtes

Das Gespräch führte Prof. Thomas Schnabel am 6. August 2024 im Stadtarchiv Heilbronn. 

Hans-Peter Barz war Amtsleiter des Heilbronner Grünflächenamtes 

Zu den Plänen für die Waldheide nach dem Abzug der US-amerikanischen Streitkräfte

Ich war ein junger Amtsleiter und voller Elan. Dann kam das Thema auf die Waldheide. Ich kann Ihnen da mal einen Vorschlag erarbeiten, sagt ich. Ich mache einen Grünordnungsplan für dieses Areal. Aus meiner Sicht machen wir daraus wieder Wald und Heide. Prof. Giebler hat mir dann den Auftrag [für einen Grünordnungsplan] erteilt.

[Es] war nicht selbstverständlich, [dass es wieder Wald und Heide wird]. Es waren ja unterschiedliche Interessen da. […] Es war in den Köpfen, eine Landesgartenschau dort zu machen. Es war in den Köpfen, einen Regional-Flugplatz dort anzulegen. […] Eine Gartenstadt wollte keiner. 

In dem Moment, als wir da zusammensaßen – Liegenschaft, Hochbau und Arbeitsgruppe Militärische Anlagen – in dem Moment als der Prof. Giebler auch als Chef der Finanzleute, der Wirtschaft, gesagt hat: Ja, das klingt interessant, machen Sie mal. Da war klar: Die Richtung war vorgegeben. […] Wenn Prof. Giebler jetzt anders drauf gewesen wäre und vielleicht mehr so in Richtung Wirtschaftsförderung gedacht hätte, […] dann wäre die Sache vielleicht anders ausgegangen. […] Aber die alten Polithasen haben gleich gespannt, dass das eigentlich gut ist. Dass man da keine großen Widerstände erfährt. Das war einstimmig.

Ich hatte mich mit der Waldheide und der Geschichte der Waldheide beschäftigt. Das ist doch immer das Naherholungsgebiet der Heilbronner gewesen. Und das sollte wieder so werden. […] man gibt dem Bürger diese Fläche wieder zurück. […] Da habe ich ja mit dem Vorstoß, das wieder zu Wald und Heide zu machen, wahrscheinlich auch die damalige Stimmung getroffen. 

Zur Umsetzung der Renaturierung

Wir haben die Bunkerreste [d.h. Unterstände der Raketen] mit Erde abgedeckt. Wo die Gebäude standen haben wir gar nichts gemacht. Da sieht man noch die Kanten. Da haben wir nur die Gebäude rausgenommen und mit dem Material, das wir noch übrig hatten, die Keller und so weiter zugefüllt. 

Die Landschaftsarchitekten haben das Gebiet schön modelliert. […] Teilweise haben wir mit Forstgehölzen bepflanzt und auch ein bisschen Laubgehölze eingebracht. In Abstimmung mit dem Forst. 

Wir haben ja auch die Wege teilweise belassen. Auf die Hälfte reduziert. Die anderen wurden zurück gebaut. Wir wollten einen Rundweg haben. Das Wegenetz ist „historisch“. Das ist amerikanische Kasernenzeit, amerikanische Stützpunktzeit. Alle Wege, die da sind, sind dort, wo früher auch Straßen und Wege waren. […] Reduziert und auf die Hälfte zurückgenommen. […]

Wir haben auch einen Pflege- und Entwicklungsplan für die Waldheide erstellt. Da ging es hauptsächlich um die Entwicklung dieser Heide-Flächen. Damit sie nicht verbuscht. Dann haben wir gesagt: Wir brauchen einen Schäfer. Wir haben den Schäfer Württemberger gefunden, der sich bereit erklärt hat. Der kam dann auf uns zu und hat gesagt, dass er einen Unterstand für seine Schafe braucht. Dann haben wir gesagt: Da ist ja noch der Hubschrauber-Hangar. Den kann er dann als Schafstall nutzen. […] Und ich habe gesagt: Das ist doch eigentlich das Bild für die Entspannungspolitik. Aus dem Militärgebäude, dem Hubschrauber-Hangar, wird ein Schafstall.

Wir haben ja auch gesagt: […] Die Flächen, die uninteressant sind für den Natur- und Artenschutz, die lassen wir wieder zu Wald werden. Da wo wir frisch aufgefüllt haben, [bei] diesen Bunkern [d.h. die Unterstände der Raketen], da pflanzen wir etwas, damit es schneller geht, damit die Wunden schneller geheilt werden. So haben wir das Konzept aufgebaut: Der Süden ist eher für die Bevölkerung mit Grillplatz und großen Wiesen. Richtung Norden ist das Naturdenkmal. 

Die ursprüngliche Heide hatte sich erhalten. Die Heideflächen waren so da, wie sie heute liegen. […] Die Amerikaner haben das Gelände sehr gut gepflegt. Was wir übernommen haben, alles, was Freifläche war und Grünanlagen, war sehr gut gepflegt. Alle anderen Anlagen, die Wege, die Straßen, waren auch sehr gut in Schuss. […] Die wollten auch die offenen Flächen, aus Sicherheitsgründen. Dass man überall sehen konnte. […] Deshalb hat die Heide auch überlebt. […] Den Amerikanern haben wir es eigentlich zu verdanken, dass wir heute noch die Heide dort haben. 

Untersuchungen zur Kontamination der Waldheide

Die Untersuchungen ergaben überhaupt keine Hinweise auf atomare Verstrahlung. Und da war ich sehr froh, weil wir gefragt haben: Was machen wir denn, wenn da irgendwo eine Verseuchung festgestellt wird? Dann wird es heftig. Wir mussten alles absuchen. Das Zweite war, dass wir sehr froh waren, dass auch sonst keine Kontamination mit anderen Stoffen festgestellt war. […] Ich hatte es vermutet, dass da oben einiges gefunden wird, aber da war nichts. 

Bilanz der Renaturierung

Heilbronn waren ja bundesweit die erste Stadt, die ein solch großes militärisches Gelände konvertiert hat. Die Waldheide war eines der ersten Projekte bei dem man eine militärische Anlage, sogar einen Atomraketen-Standort, wieder renaturierte. […] Wir waren da schon Vorreiter in Deutschland. 

Unter Naturschutzgesichtspunkten ist [die Waldheide] natürlich ein Erfolg. Es liegt auch daran, dass sich die untere Naturschutzbehörde der Waldheide angenommen und insbesondere in der Person von Wolf-Dieter Riexinger um das Gelände gekümmert hat, neben den Förstern, die einen anderen Blick haben. Deswegen war der Naturschutz da erfolgreich. Bis heute - sowohl was die Pflanzen als auch die Tiere anbelangt. 

Die Waldheide war für mich ein sehr entspanntes Projekt, weil ich mit Andreas Simon einen Super-Projektleiter hatte, der das sofort zu seinem Thema gemacht und sich da richtig reingehängt hat. Der hat das richtig gut gemanagt: mit dem Boden und auch von den Kosten her. Und es gab überhaupt keine Einsprüche, Widerstände […] Weil es auch die richtige Entscheidung war, zu sagen: Man geht wieder zu Wald und Heide zurück und renaturiert.