Heilbronner Friedensgruppen
… waren kreativ, bunt und für gewaltfreien Protest
Prof. Christhard Schrenk im Gespräch mit Alfred Huber und Marianne Keller über die Friedensbewegung während der Wissenspause 2019
Schrenk: Die Bevölkerung war in Sachen Friedensbewegung gespalten. Aber auch die Friedensbewegung war nicht in sich geschlossen.
Huber: Im Jahr 1980 haben wir von der Initiative Friedenswoche ein großes Koordinierungstreffen einberufen. 34 Leute aus verschiedenen Gruppen waren dabei, z. B. Konrad Wanner, der 2019 als Linke-Gemeinderat gewählt wurde oder Wolf Theilacker, Gründungsmitglied der Grünen in Heilbronn. Auch Thomas Strobl war dabei als Vertreter der Jungen Union. Natürlich gab es verschiedene Meinungen, aber es gab auch sehr einheitliche Reaktionen. So wurde vom Ortsverein der SPD Heilbronn-Kernstadt Erhard Eppler zu einem Abend in der Volkshochschule eingeladen. „Atomraketen – Schutz oder Bedrohung?“ hieß das Thema. Diese Veranstaltung wurde in zwei weitere Säle übertragen. Es waren über 700 Menschen da.
Keller: Zum Thema der verschiedenen Gruppen war es auch für mich bemerkenswert, wenn Pax Christi, die DKP und der CVJM gemeinsam auf die Waldheide gelaufen sind. Mein Weltbild war ganz schön verrutscht. Das hätte ich mir vorher so nicht vorstellen können. Das waren durchaus positive Erlebnisse, mit Menschen sich solidarisch fühlen zu können, mit denen man sonst nicht so viel geteilt hat.
Schrenk: Es gab das Friedensbüro, es gab die Friedenswoche, es gab die Friedensinitiative, den Friedensrat usw., also eine große Vielfalt. Gab es trotzdem eine einheitliche Linie?
Huber: Generell ist es prima, wenn es verschiedene Gruppen gibt, die vielleicht unterschiedliche Schwerpunkte haben. Die eine war mehr an die Gewerkschaft angelehnt, die andere war mehr die neue Friedensbewegung. Die Friedenswoche mit ihrem Initiator Roland Schweizer arbeitete stark mit Kirchengemeinden auf dem Land zusammen und war bekannt für Friedensfestivals in Löwenstein oder im Heilbronner AWO-Waldheim. Werner Winter war so engagiert, dass er das Friedensbüro gegründet hat. Im Nachhinein würde ich sagen: So groß waren die unterschiedlichen Schwerpunkte dann doch nicht. Wir haben gemeinsam Un-terschriften gesammelt, wir haben gemeinsam Anzeigen veröffentlicht. Auch wenn die Gruppen aus verschiedenen Richtungen kamen, war das Wichtigste, dass man gemeinsam gearbeitet hat am Ziel: Keine Atomraketen auf der Waldheide und anderswo.
Quelle: Schrenk, Christhard (Hg.): Die 1980er Jahre in Heilbronn. Erinnerungen, Erkenntnisse, Aktualität. Heilbronn 2020.
Friedensgruppen in Heilbronn und im Umland:
-Heilbronner Friedensrat
-Initiative Friedenswoche Heilbronn
-Friedensinitiative Heilbronn
-Friedensbüro FRIDA (Frieden im deutschen Alltag)
-Horkheimer Friedenskreis
-Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen (ASF)
-Werkstattgruppe der Frauen für Frieden
Unsere Aufzählung der Friedensgruppen in und um Heilbronn ist unvollständig. Machen Sie mit und berichten Sie uns von weiteren Gruppen. Sie haben Materialien zur Dokumentation oder Fotos? Gerne!
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